Die Fortsetzung von Kaktusfeigen

In meinen beiden Romanen aus der Serie „Meine sizilianische Großfamilie" reist Linda vom Ammersee nach Sizilien, um sich auf die Suche nach ihrem Vater und ihrer Zwillingsschwester zu machen. Dabei stößt sie auf ihre turbulente sizilianische Großfamilie. Als dann auch noch ihre esoterisch angehauchte Mutter Mitzi in Sizilien auftaucht, prallen die Kulturen aufeinander.

„Kaktusfeigen“ hat es auf die Shortlist für den Tolino Newcomer Preis 2021 geschafft.

 

Zwischen Mafia und Leberkäs

Endlich hat Linda ihren Vater gefunden. Sie reist nach Palermo, um ihn kennenzulernen und ihre Eltern nach sechsundzwanzig Jahren zu einer Aussprache zu bewegen. Doch als ihre Mutter - die exzentrische Bayerin Mitzi - auf den sizilianischen Puppenspieler Gaetano trifft, erweist sich das als ziemlich kompliziert. Und dann sind da auch noch Silvo und Mario, die Lindas Gefühle gehörig durcheinander wirbeln.

Auf der Suche nach ihrer verschwundenen Zwillingsschwester gerät Linda ins Visier eines Mafia-Bosses und bringt damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Familie in Gefahr – ein riskantes Spiel beginnt. Kann Linda ihre Schwester finden und die Familie vereinen?

„Dieser Roman nimmt die Leser mit auf eine authentische, spannende und witzige Reise von Bayern nach Sizilien. Wenn die Kulturen aufeinanderprallen, wird es turbulent – und aus Versehen habe ich meinen Horizont erweitert. Eine wunderbare Geschichte.“ (Alexandra Demaria)

ISBN 978-375-578-124-0

E-Book: 4,99 €; Taschenbuch 11,99 €

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Filmtipp

Der wahre Hintergrund zu dieser Geschichte hat nicht in Sizilien stattgefunden, sondern in Kalabrien. Als ich den Film „Liberi di scegliere“ auf Netflix gesehen habe (sehr sehenswert, schaut ihn euch unbedingt an, es gibt ihn auch auf Deutsch), bin ich zum ersten Mal auf das gleichnamige Projekt aufmerksam geworden und fand die Idee so toll, dass ich ihr einen Platz in meinem Roman geben wollte. Deshalb habe ich die Initiative des Jugendrichters Roberto Di Bella kurzerhand von Kalabrien nach Sizilien verlegt und deutlich früher angesetzt.

Die Kinder der 'Ndrangheta

Hier kommt die wahre Geschichte dazu: „Liberi di scegliere“ ist ein Programm, das Kindern, Jugendlichen und Frauen hilft, aus der kalabrischen ‘Ndrangheta, der mächtigsten Mafiaorganisation der Welt, auszusteigen.

Die 'Ndrangheta-Kinder werden für Raubüberfälle, als Drogenkuriere, Erpresser und sogar Killer benutzt – oft lernen schon Zehnjährige, mit Kriegswaffen zu schießen, statt in die Schule zu gehen. Viele landen schon mit 14 Jahren im Gefängnis, steigen aber dadurch in der Hierarchie auf, kommen als Erwachsene wieder frei und führen ihr Leben in den Mafiafamilien weiter.

Seit 2012 konnten mit der Hilfe von „Liberi di scegliere" rund 80 Minderjährige und 30 Kernfamilien untertauchen und Kalabrien verlassen. 

Die Idee zu diesem Programm hatte der damalige Präsident des Jugendgerichtes von Reggio Calabria, Roberto Di Bella, und zwar aus folgendem Grund: In den vorangegangenen 25 Jahren waren vor diesem Gericht über 100 Prozesse wegen organisierten Verbrechensgeführt worden, davon über 50 wegen Mordes oder versuchten Mordes, allesamt begangen von Minderjährigen.

Liberi di scegliere

Roberto Di Bella (rechtes Foto) arbeitete seit 1993 in Kalabrien und sah die Tatsache, dass er im Laufe der Jahre nicht nur die Söhne der Bosse, sondern auch ihre Enkel und Urenkel vor sich sitzen hatte, als das größte Versagen der Justiz. Deshalb entwickelte er eine neue Idee. Er wollte diesen Teufelskreis durchbrechen, indem er Minderjährige per Gesetz aus den Familien holte: Er nahm den Bossen aufgrund der psychischen Schäden für die Entwicklung des Kindes das Sorgerecht. Die Jugendlichen kamen in staatliche Obhut und wurden anonym an geheimen Orten untergebracht.

Damit gab er den Jugendlichen die Chance, ein anderes, normales Leben ohne Gewalt und Kriminalität, ohne übergriffige Familien, stigmatisierende Nachnamen und Schweigegelübde, dafür mit Schulbildung kennenzulernen. Er startete eine weltweit einzigartige Initiative. Di Bella setzt aber nicht darauf, die Jugendlichen umzuerziehen. Er will ihnen nur die Welt außerhalb der mafiösen Strukturen zeigen, damit sie selbst entscheiden können, ob sie wirklich den Weg gehen möchten, den ihre Familien für sie ausgesucht haben. Sie sollen „liberi di scegliere“ sein - frei, zu wählen.

Die Ausweglosigkeit der Frauen

In den Gesprächen, welche die Behörden mit den Müttern dieser Jugendlichen geführt haben, hat sich ein weiterer Abgrund aufgetan: Nämlich die Verzweiflung und Ausweglosigkeit mancher Frauen. Oft werden ‘Ndrangheta-Ehen arrangiert, um die Machtgefüge der Familien zu stärken. Die Frauen sind für die Familie zuständig und haben meist kein Insiderwissen. Daher können sie nicht an Kronzeugenprogrammen teilnehmen, die ihnen nach einem Ausstieg Schutz gewähren würden – sie sind der Situation hilflos ausgeliefert. Sich von der Familie zu lösen, ist lebensgefährlich: Frauen, die auf eigene Faust fliehen wollen und von ihren Familien gefunden werden, werden umgebracht.

Als Di Bella die Situation der Frauen klar wurde, erweiterte er das Programm „Liberi di scegliere“ auf die Mütter der Jugendlichen, die jetzt ebenfalls die Möglichkeit haben, zusammen mit ihren Kindern unterzutauchen. Mittlerweile gibt es sogar einige Väter, die nach ihrer Zeit im Gefängnis das Angebot angenommen haben, ihren Familien zu folgen, anstatt in ihr kriminelles Umfeld zurückzukehren.

Das Programm nahm bald ein Ausmaß an, welches das Jugendgericht von Reggio Calabria nicht mehr allein organisieren und finanzieren konnte. Ein Meilenstein war 2015 die Zusammenarbeit mit der Antimafia-Organisation „Libera“, die seit 1994 aktiv ist und von der Mafia beschlagnahmte Immobilien verwaltet. Sie hatte vielfältige Möglichkeiten, Di Bellas Programm zu unterstützen, und brachte es weit voran. Die letzte Version der Satzung wurde am 31. Juli 2020 von fünf italienischen Ministerien (Justiz-, Innen-, Kultus-, Wissenschafts- und Gleichstellungsministerium) sowie der nationalen Antimafiaorganisation unterzeichnet. Punkt 1: Alle Strukturen (Richter, Sozialarbeiter, Psychologen, Polizei, Kirche, Behörden etc.) sollen zusammenarbeiten, um ein Netzwerk zu schaffen, damit jeder einzelne Fall behandelt werden kann. Seit dem Schuljahr 2020/2021 steht das Programm „Liberi di scegliere“ sogar auf dem Lehrplan jeder italienischen Schule. Diesen Erfolg errang Di Bella in seinen letzten Tagen in Kalabrien – seit 2020 arbeitet er in Sizilien als Präsident des Jugendgerichts Catania.

Leider ist auch der Mord an Lea Garofalo wirklich geschehen.

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